Ein durchhängerfreies Programm das bestens funktioniert
Pressestimme zum Programm 'Not sucht Ausgang'
kabarett.at vom 28.02.2008
Wie löscht man einen brennenden Feuerlöscher? Fritz Weninger jr. weiß die Antwort. Am „Tag der offenen Brandschutztür“, dem Feiertag der gesamten Schutztechnik-Branche, hält der noch relativ frisch gebackene Firmenchef einen Vortrag über seine Erfahrungen und seinen Erfolg, über Sicherheitslösungen und Menschenführung.
Seine kleine Firma entpuppt sich dabei zusehends als eine völlig verkaufsschlagerfreie, geschützte Werkstätte für Menschen, die woanders ihre eigentliche Berufung schwänzen – als Krankenständler oder Kleinkriminelle. An Fritz Weningers Selbstbewusstsein nagt das aber nur wenig. Er ist ein stolzer Chef. Weil er Chef ist. Das muss als Grund genügen. Außerdem hat er ja den Lebenshilfe-Ratgeber „Weninger ist mehr“ geschrieben. Also hat er bestimmt auch viel Wichtiges zu erzählen. Ein missglückter Umkehrschluss nach dem anderen führt den unbeirrbaren Weninger von einer Sackgasse in die nächste. Bewusst wird ihm das erst ganz am Ende seiner Odyssee. Wenn überhaupt.
Der letztjährige „Salzburger Stier“-Preisträger Klaus Eckel verleiht diesem verblendeten Blender mit schlaksiger Körpersprache und von Hosenträgern etwas zu hoch gehaltenen dunkelbraunen Beinkleidern eine vorsätzlich belächelbare Aura. Liebenswert, aber eben nicht ganz ernst zu nehmen. Ein origineller Typ, dem man gern zuhört. Und das trifft sich insofern gut, weil Weninger auch gern ins Plaudern gerät. Wann hat er schon mal 100 Zuhörer auf einmal?
Die Figur „Weninger“ sorgt in Klaus Eckels fünftem Soloprogramm „Not sucht Ausgang“ (Regie: Andreas Moldaschl) für den funktionellen Rahmen, innerhalb dessen alles Platz findet, was er für dieses Programm an Gags und Geschichten gesammelt hat. Warum sollte der Herr Weninger auch nicht über das Pensionsmodell der ÖVP reden, wenn ihm gerade danach ist? Hat zwar mit seinem Vortragsthema nichts zu tun, aber das erlebt man ja bei Menschen, die sich gerne reden hören, häufiger...
Und Themenbereiche, die sich bei aller Liebe dann doch nicht unmittelbar mit der Person Weninger in Verbindung bringen lassen, schiebt der Autor kurzerhand dessen Frau in die Schuhe. Als Ratgeber in allen Lebenslagen darf sich sein Protagonist natürlich auch über den Öko- und Esoterik-Fanatismus seiner Lebensgefährtin lustig machen. Hauptsache lustig.
Eckels Metier sind weniger hintergründige Sickerwitze oder satirisch feine Klingenhiebe, sondern immer wieder überraschende, weil sehr variantenreich konstruierte Pointen, die keiner größeren Nachdenkpausen bedürfen, aber dabei trotzdem nie deppert sind. Witze auf hohem Niveau und in hoher Dichte, die gewiss nicht nur beim Premierenpublikum hemmungslose Heiterkeit auszulösen vermochten. Ein durchhängerfreies Programm also, das bestens funktioniert. Wenn das des Künstlers Ziel und Anspruch war – Hut ab! Übung gelungen.
Ob man die dramaturgische Holprigkeit beim Einflechten der typisch Eckel’schen Lieder in den Vortrag des Fritz Weninger als Kunstgriff oder Kunstfehler empfindet, bleibt indes jedem selbst überlassen. Den meisten wird’s wurscht sein. Klar ist: Eine gesunde Portion Frechheit gehört dazu, dass zufällig das Textbuch des als Gaststar geplanten Kabarettisten Klaus Eckel auf der Bühne liegt – und die ansonsten eher trockene Hauptfigur über so viel Entertainer-Qualitäten verfügt, dass sie die spaßigen Songs über verhinderte Fallschirmspringer, ausufernde Patchwork-Familien und nahkampfgeschulte Hauptschullehrer überzeugend vom Blatt zum Vortrag zu bringen vermag. Also in Wahrheit ist das schon ziemlich geschummelt.
Aber immerhin: In dieser ungeahnten Qualität liegt möglicherwese die Zukunft des biederen Sicherheitstechnik-Vertreters, nachdem ihm in einem erstaunlich abrupten Finale die Firma abhanden kommt. Es wäre ihm zu wünschen.