Große Kleinkunst
Pressestimme zum Programm 'Alles bestens, aber...'
Nach "Not sucht Ausgang", einem Programm "für Männer, die Montag bis Freitag an der Krawatte hängen", jetzt eine Liebeserklärung an die Unzufriedenheit. Und auf die Bühne kommt in seinem sechsten Kabarett-Solo "Alles bestens, aber..." keine Kunstfigur sondern Klaus Eckel selbst. Als Misanthrop. Mittwoch war Wien-Premiere im Kabarett Niedermair. Der Kabarettist entpuppt sich zunächst - mit Schal, Gesundheitstee und einem Tisch voller Pillen - als Viren- und Bakterien-Phobiker und Hypochonder der gesamten Heilkunde. Ein Kontrast-Programm zur boomenden Glücksindustrie von Lachseminar bis Stressimpfungstraining. Der notorische Raunzer nörgelt mit augenzwinkerndem Jungbubencharme über die Zwangbeschallung allerorten und die quälenden Tinnitus-Aktivierer, hat den Verdacht, Passiv-Zuhören sei gefährlicher als Aktivrauchen und fragt sich: "Warum haben die Ohren keinen Schließmuskel?" Eckel schiebt mit großem Talent fürs Querulatorische und gesundem Misstrauen und gegenüber den Rezepten der Glücksratgeber eine Wuchtel nach der anderen über den Erlebniswahn in der Gastronomie - "Essen mit Zirkus" - und anderswo. Er ortet Gefahr dort, wo "die Unfähigen fleißig werden", und fragt sich nebenbei: Wo waren die Küchenschaben vor der Erfindung der Küche? Er palavart launig mit Charlie, seinem Sexualtrieb, philosophiert über den Menschen als Wutkraftwerk und widmet sich nach der Pause dem Problem: Wie bringt man seine Glückshormone zum Tanzen? Was Eckel - neben einer mobilen Klagemauer und mathematischen Formeln für den Alltag - aus seiner "Zufriedenheitskiste" zaubert, und wie er dabei lässig Schlenker ins Absurde vollführt, ist große Kleinkunst.