Eine kreative Pointenschlacht.
Pressestimme zum Programm 'Schlaraffenland'
kabarett.at vom 01.10.2004
Schöne neue Welt?!
Klaus Eckel, der Nostradamus des 21. Jahrhunderts!
Da steht einer und erzählt von: Sich.
Seiner Ich-AG, seinen High-Techgeräten, seiner Beziehung... Von seinem Leben eben.
Einem Leben im Schlaraffenland, oder?!
Am Anfang noch euphorisch, wird Klaus Eckels Figur im Laufe des Abend immer mehr zum Mitleidsfall.
Wenn er nervös an seinem Hosenbund zerrt, oder seinen Koffer umklammert und dabei berichtet wie TOLL sein FLEXIBLES (übrigens die beiden „Top Wörter" seines Programms) Leben ist, dann fliegen ihm die Herzen zu. Allein schon wegen seines spitzbübischen Lächelns.
Klaus Eckels Programm spielt zwar im Hier und Jetzt, aber dennoch erlaubt er sich schon ein bisserl unsere düstere high-tech Zukunft anklingen zu lassen. Eine Wohnung mit denkenden Geräten, deren Kühlschrank eine selbstständige Bestellungen an Merkur & Co schickt, ein Leben wo die größte Hoffnung des österreichischen Mannes ist, von einer thailändischen Sextouristin aus dem Katalog bestellt zu werden.
Mit Witz und Schmäh dreht er die existente Welt „up-side-down", und schafft so eine schräge, spiegelverkehrte Variante.
Dass manche der Ideen und Gags, die er im ersten Teil bringt, schon einmal da waren, und zu sehr ins Klischee abrutschen, macht er mit seiner kreativen Pointenschlacht, in der zweiten Hälfte wett.
Vor kurzem noch ein Neuling in der Branche, wirkt Klaus Eckel trotz Premierenlampenfieber sicher und routiniert, wenn er von Thema zu Thema und von Idee zu Idee springt, ohne den Faden zu verlieren. Von Business zu Natur, dann zu Sport, nahtloser Wechsel zu Sex und als i-Tüpferl eine Pointe aus der Politik. Kein Thema zu dem er nicht eine Wuchtel im Ärmel hat, die er dann aber gekonnt in die Haupthandlung einflicht.
Dies ist die Geschichte des „Verraters" (der Kombinationjob aus Vertreter und Berater), der von Tür zu Tür zieht, um endlich, endlich erfolgreich zu werden. Da werden Tricks angewandt, Zweckgemeinschaften mit GIS-Beamten, Zeugen Jehovas und Sternsingern geschlossen, um ein Manöver durchzuführen, und es wird darauf geachtet, dass die Arbeit nicht unter der Beziehung leidet. Und alles für die schnelle Karriere. Und wenn das alles nicht funktioniert, dann stellt man sich jeden Tag um 7.58 Uhr auf den Dachstein, und winkt in die Panorama-Kamera.
Und am Ende, wenn er sich in Utopien von riesen Mega-Einkaufcentern steigert, in denen man Bundesländergrenzen überschreitet, wo das Einkaufswagerl mitteilt, dass die Lebensversicherung aussteigt, sollte man zu fettes kaufen, und wo man vor lauter supertollen-ermäßtigten-Nimm 3 zahl 2-Angeboten nicht ein noch aus weiß, da kommt die Rettung in Form von „Sissis Ramschladen". Hier herrscht die Regel nimm 1, zahl 1, es gibt keine Ermäßigungen, und wenn man will muss man nichts kaufen, sondern darf auch einfach nur raunzen.
Klaus Eckel malt eine Horrorversion der glorreichen Zukunft.
Am Ende der Premiere ist man froh, dass beim verlassen des Theater am Alsergrund alles beim Alten ist und die Eingangstür nicht gleich selbstständig ein Taxi gerufen hat, angesichts des Alkoholgehalts der Durchgeher.