Klaus Eckel brilliert!

Pressestimme zum Programm 'Alles bestens, aber...'

DerStandard vom 24.03.2010

Wien - Früher, als Österreich noch nicht bei der EU war, kam der Schilling nur bis zur Grenze. Der Euro hingegen zirkuliert in halb Europa. Auf den Noten reisen daher auch die Viren herum: Sie lernen andere Krankheitserreger kennen - und bringen diese irgendwann mit nach Österreich. Die EU also ist schuld daran, dass Klaus Eckel (beziehungsweise der Grantler, den er spielt) verkühlt ist. Eine leere Börse wäre daher durchaus von Vorteil, meint diese etwas dümmliche, aber doch bauernschlaue Figur: "Ich hab zwar kein Geld, bin aber keimfrei." Alles bestens, aber ... ist in der Regie von Charlie Rabanser (Premiere war im Grazer Theatercafé) ein wunderbares Räsonierstück geworden: Klaus Eckel, den Hals in einen Schal eingewickelt, macht sich auf der Bühne einen Rooibos-Tee und erzählt, was er die letzten Tage so erlebte. Alles bot Anlass sich zu ärgern. Denn als Kunde ist man ja nicht mehr König: Überall muss man arbeiten. Im Supermarkt Obst-Memory spielen (die Banane ist auf der Waage die Nummer eins), in der Bank selbst die Überweisungen tätigen. Es werde noch so weit kommen, dass der Ikea-Verkäufer einem im Wald eine Axt in die Hand drückt und, auf einen Baum zeigend, sagt: "Das ist dein Billy." Der passende Slogan dazu: "Lebst du schon - oder hackst du noch?" Überhaupt: Werbung! Allerorts Treuemarken! Und überall diese unerträgliche Musikberieselung! Eckels arbeitsscheuer, heißlaufender Durchschnittskonsument echauffiert sich herzerfrischend über Julio Iglesias beim Italiener ("Der ist doch Spanier!" ), die "Terrorwaffe Panflöte" , die nur gut klinge, wenn sie im Feuer knistert, und stellt eine durchaus berechtigte Frage: "Warum haben die Ohren keinen Schließmuskel?" Alles bestens, aber die Pause stellt einen leichten Bruch da. Denn danach präsentiert Eckel eine vom Arzt empfohlene "Zufriedenheitstruhe" mit verschiedenen Dingen, die ihn ruhiger machen sollen. Eckel brilliert weiter, das großartig abgehandelte Thema Konsumismuskritik wird jedoch leider nicht mehr aufgegriffen.